5 + 1 Frage an Beatrix Gutmann, Community Managerin bei derwesten.de

Die Dritte im Bunde der neuen Interview-Reihe „5 + 1 Frage an …“ ist Beatrix Gutmann, Community Managerin bei derwesten.de und engagiertes Mitglied im BVCM. Vielen Dank für deine Zeit Beatrix!

Zusätzliche Fragen an den Interviewpartner können natürlich gerne wieder über die Kommentarfunktion gestellt werden.

5 + 1 Frage an Beatrix Gutmann

Was machst du beruflich, was machst du privat?
Ich bin Community-Managerin und Online-Redakteurin bei derwesten.de – das ist das Online-Portal der WAZ Mediengruppe hier in Essen. Der Job kann aufregend sein, man lernt spannende Themen und Menschen kennen, aber auch das Gegenteil. Die scheinbare Anonymität des Internets ist für viele Menschen eine willkommene Plattform, ihren Frust abzulassen. Nicht selten sind wir, die Community-Manager, Zielscheibe. Beleidigungen und Drohungen sind schon fast eine Selbstverständlichkeit. Da heißt es diplomatisch sein und Nerven bewahren.
In meiner Freizeit studiere ich zur Zeit noch. Seit einem Jahr bin ich dabei ein Journalistik-Studium zu absolvieren. Das mache ich nebenberuflich an der Fachjournalistenschule in Berlin. Es macht Spaß und ich bin gerade dabei, meine Abschlussarbeit zu schreiben. Das Thema sind die LOHAS – eine Konsumentengruppe, die mehr und mehr den Markt erobert.
Dem Stress laufe ich gern davon, joggen ist für mich der ideale Ausgleich, um Ärger abzubauen. Wenn ich es schaffe, drehe ich drei mal wöchtenlich meine Runde. Am liebsen zusammen mit meiner Border-Collie-Hündin Lisa. Sie ist mein absoluter Liebling und Ruhepol.

Wie bist du zum Thema Community Management gekommen und was war dein erster Berührungspunkt mit den vielgerühmten „Social Networks“?
Bereits im Jahr 2004 hat die WAZ Mediengruppe bereits den Versuch gestartet, ein Social-Network in Kooperation zu gründen. Freundeszeit.de sollte es heißen. In USA waren solche Netzwerke bereits erfolgreich. Ich war damals an der Projektarbeit beteiligt, leider war die Zeit nicht reif für diese Idee und Freundeszeit.de verschwand in der Versenkung. Mit Gründung von derwesten.de bin ich vom Marketing zum Community-Management gewechselt, ich fand das Stellenprofil spannend und vielversprechend.

Was ist für dich persönlich Community Management?
Community-Management bedeutet für mich die Betreuung einer Community. Austausch, Vernetzung und von einander lernen. Leider sieht die Realität anders aus. Gerade Foren dienen oftmals der egoistischen Selbstdarstellung von Menschen, die im realen Leben keine Aufmerksamkeit erlangen.

Was war dein größtes Highlight in Verbindung mit dem Thema Community Management?
Es gibt einige Highlights – ich durfte Menschen kennen lernen, die einiges zu erzählen haben, die mich an ihrem Schicksals haben teilnehmen lassen. Man bekommt manches nette Wort zu hören und Plätzchen zu Weihnachten. 🙂 Das ist die schöne Seite der Medaille.

An welche Erfahrung denkst du dabei weniger gerne zurück?
Die schlimmste Erfahrung die ich gemacht habe, waren sehr persönliche Angriffe im Forum von derwesten.de. Man hat mich regelrecht beschimpft und als A….loch bezeichnet. Das hat mich doch sehr verletzt. Das schlimmste daran war, dass Äußerungen aus dem Kontext gerissen und völlig falsch dargestellt wurden. Meine Chefin konnte gerade noch verhindern, dass ich eine Anzeige erstattet habe. Seitdem bin ich kein Freund von Foren.

Zusatzfrage: Welche Frage wolltest du schon immer mal in einem Interview beantworten, die dir aber noch nie gestellt worden ist?
Zusatzfrage? Fällt mir nichts zu ein… Sorry!

7 Gedanken zu „5 + 1 Frage an Beatrix Gutmann, Community Managerin bei derwesten.de“

  1. Hi Beatrix,

    ich habe mit großem Interesse Deinen ehrlichen und offenen Beitrag gelesen. ich selbst bin Community Manager bei CHIP Online und kann viele Deiner Erfahrungen nachvollziehen. Ich würde hier gerne mit Dir in die Diskussion eintreten, da ich finde, dass er sehr symptomatisch ist für die Situation, in der sich viele CMs derzeit verbrennen.

    Typisch 1: Du steckst mitten in einer Umbruchsituation, beschreibst Dich selbst als CM und Online-Redakteurin und Marketing-Frau und Studentin und Projektbeauftragte. Keine Redaktion würde z.b. von einem Test-Redakteur verlangen, dass er nebenher auch noch den Postversand betreut und Bleistifte einkauft und so weiter. Wir können auf einige Jahrzehnte Erfahrung bei Redaktionen und Verlagen zurückgreifen, aber nur auf wenige Augenblicke und vor allem nur auf eine systematische Ausbildung zum Community Manager.

    Typisch 2: Ich habe schon öfter menschenverachtendes Verhalten, Beleidigungen und diverse Diffamierungen in Redaktionen erlebt als in meinen Communitys. Aber: In Redaktionen ist nicht nur der Ton gelernt, sondern auch das kulturelle Wissen vorhanden, wie man damit umgeht. Community Manager fordern von Ihren Lesern emotionales Engagement und bekommen es asymmetrisch zurück. Gleichzeitig fehlt es oft an der Ausbildung bzw. an den Strukturen wie einer Supervision, um das irgendwie abzufedern. Und: In den seltensten Fällen versteht die berufliche Umgebung den emotionalen Stress unter dem ein CM steht. Die Folge ist ein immer stärkerer Burn-out (ein Phänomen, das ja mal für soziale Berufe erfunden wurde).

    Typisch 3: Am Ende sind die User schuld daran, dass sie sich nicht richtig beteiligen. Die User sind aber immer sie selbst. Es ist immer die Plattform, die ein Beteiligungsangebot macht und die User nehmen dies genauso an wie es gemacht wird. Man erntet, was man sät. Oft sind aber die CMs überhaupt nicht in die Entwicklung der Eingabemasken und Funktionen einbezogen. Es gibt keine Betatests mit den künftigen Usern. Irgendein Berater oder Manager denkt sich was aus und realisiert das mit dem Management oder der Technik. Und dann wird der CM dazugeholt und muss die Community dazu bringen, dass das Ziel erfüllt wird. Und der CM kommt sich als Looser vor, findet seine Community doof, weil die nicht macht, was er als Ziel erfüllen soll usf.

    Letzte Bemerkung: „Gerade Foren dienen oftmals der egoistischen Selbstdarstellung von Menschen, die im realen Leben keine Aufmerksamkeit erlangen.“ Dieser Satz macht leider gerade die Runde. Es tut mir sehr leid, dass du das erleben musstest, was Dich dazu veranlasst hat, so etwas zu schreiben.

    Vielleicht hilft Dir eines meiner Lieblings-Mantras für Community-Manager weiter: In dem Satz „Ich liebe dich nicht“ sind drei Wörter „Ich liebe Dich“ und nur eines „nicht“. Die Kunst des Community Managers ist es nun, diese vorhandene Energie zu finden und zu nutzen und das „nicht“ verschwinden zu lassen.

    Alles Liebe
    Thomas

  2. Guten Morgen, Bea, Deine Antworten gefallen mir sehr. Leider hast Du sehr schlechte Erfahrungen in Deinem Job gemacht. Es ist nur gut, dass es auch viele positive Seiten gibt.
    Eine Aspekt Deiner Antwort zur ersten Frage stört mich. Sollte nicht ein Mensch Dein „absoluter Liebling und Ruhepol“ sein? Trotzdem mag ich Deine Art.
    Herzliche Grüße!
    Jürgen
    PS: Dies ist kein Karnevalsscherz!

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