Durchbruch der Mobilen Community-Nutzung? Apple stellt neues iPhone vor

Am gestrigen Montag hat Steve Jobs, wie von vielen Experten erwartet, das neue Apple iPhone 3G vorgestellt. Dabei stechen vor allem drei Neuerungen ins Auge:

  1. Unterstützung des UMTS-Standard
  2. GPS-Empfänger
  3. Deutlich reduzierter Preis: 299,- Dollar für die 16 GB Variante

Neben der vom Vorgänger-Modell bekannten und m.E. aktuell unübertroffenen Benutzerführung und dem für mobile Internetnutzung ausreichend großen Display, bindet Apple eine nahezu enthusiastische Entwickler- und Nutzergemeinde an sich, so dass die Zahl mobiler (und sinnvoller) Anwendungen für das neue iPhone schnell steigen wird. Das neue iPhone könnte, in Verbindung mit entsprechend günstigen Datentarifen, tatsächlich den Durchbruch für das Mobile Internet und damit auch für die mobile Nutzung von Social Networks bedeuten. Momentan liegt der Anteil der mobilen Nutzung von Online-Communities unter den deutschen Handybesitzern laut einer Studie von Nielsen Mobile noch bei bescheidenen 0,2 %.

Während die Technik inzwischen auf einem guten Weg ist, stellt sich die Frage, in wie weit die Social Networks bereits auf die mobile Nutzung vorbereitet sind? Sascha Carlin hat in seinem Blog Communityguru einen interessanten Beitrag zum Thema „Top 5 Social Networks fürs Handy“ geschrieben und verweist dort auch auf eine Übersicht von Timon, der eine Reihe deutscher Online-Communities auf ihre Tauglichkeit für die mobile Nutzung hin untersucht hat. Leider scheint gerade Marktführer studiVZ (mit meinVZ und schuelerVZ) das Thema der mobilen Nutzung seiner Netzwerke noch zu vernachlässigen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Fragestellung, ob eine zunehmend mobile Nutzung von Social Networks einen signifikanten Einfluss auf das Verhalten der Mitglieder in den Social Networks und (damit) auf das Thema Community-Management als solches hat. Ich werde in den nächsten Tagen mal recherchieren, ob und was es zu dieser Thematik bereits an Erfahrungswerten und Spekulationen gibt.

Virale Effekte – studiVZ und die EM

Während die Möglichkeiten für neue Online-Communities rein auf Basis viraler Effekte zu wachsen kleiner werden, das bestehende Angebot ist inzwischen vielfach zu groß, hat sich in der vergangenen Woche ein interessanter viraler Effekt innerhalb der deutschen Studenten-Community studiVZ gezeigt:

Deutschland zeigt Flagge

Ursprünglich wurde die Gruppe „EM 2008 – Deutschland zeigt Flagge“ am 03.06.2008 mit dem Ziel ins Leben gerufen, bis zur Eröffnung der EM 1.000 Mitglieder zu vereinen, die als Profilbild die Deutsche Fahne wählen

und bis zum Ende der EM stehen lassen.

Innerhalb eines Tages wurde das ursprüngliche Ziel erreicht und die Gruppe ist bis dato auf über 220.000 Mitglieder angewachsen und wächst weiter. An der folgenden Aufstellung lässt sich der virale Effekt sehr gut nachvollziehen (Quelle: Gruppenbeschreibung „EM 2008 – Deutschland zeigt Flagge“):

DI 03.06.(12:00h) – 100 Mitglieder
DI 03.06.(21:00h) – 450 Mitglieder
MI 04.06.(14:00h) – 1.131 Mitglieder
MI 04.06.(16:00h) – 1.500 Mitglieder
MI 04.06.(20:07h) – 2.500 Mitglieder
MI 04.06.(21:21h) – 3.000 Mitglieder
MI 04.06.(23:15h) – 4.000 Mitglieder
DO 05.06. (09:00h) – 5.000 Mitglieder
DO 05.06. (11:27h) – 6.000 Mitglieder
DO 05.06. (12:49h) – 7.000 Mitglieder
DO 05.06. (18:35h) – 16.000 Mitgl.
DO 05.06. (19:34h) – 18.000 Mitgl.
DO 05.06. (00:00h) – 32.000 Mitgl.
FR 06.06. (09:00h) – 40.000 Mitgl.
FR 06.06. (12:26h) – 50.000 Mitgl.
FR 06.06 (19:15h) – 100.000 Mitgl.
SA 07.06. (12:18h) – 120.000 Mitgl.
SA 07.06. (23:12h) – 163.000 Mitgl.
SO 08.06. (12:41h) – 180.000 Mitgl.
SO 08.06. (20:22h) – 210.000 Mitgl.

Neben den Boardmitteln von studiVZ selbst (Pinnwand, Nachrichten, Gruppen-Übersichten) hat die Entwicklung der Gruppe inzwischen auch ein erstaunliches Presseecho erfahren (BILD, RP-Online, …). Auch die Macher von studiVZ selbst haben die Zeichen der Zeit erkannt und promoten die Gruppe auf der Startseite.

Für Gruppengründer Christoph Bernhard haben sich nach den Informationen in seinem Blog zur Gruppe neben einer wahren Nachrichtenflut inzwischen auch Kaufangebote für die Gruppe (bzw. den Status Gruppengründer) und Jobangebote ergeben. Da sich das Wachstum wörtlich gesprochen im Sekundentakt entwickelt und interessierte studiVZ-ler fleißig die F5-Taste drückent, um die Entwicklung zu verfolgen, waren die Server-Kapazitäten von studiVZ zeitweise erschöpft und hatten eine Not-Sperrung der Gruppe zur Folge.

Neben dem spannenden viralen Effekt als solches könnte sich mit diesem Beispiel ein neuer Trend bestätigen, der bisher primär Plattformen wie Facebook zugeschrieben wurde: Mit studiVZ ist erstmal eine deutschsprachige Community groß genug, um virale Effekte innerhalb der Gemeinschaft auszulösen, die sogar ein Echo über die einschlägigen Nachrichten-Quellen der Online-Gemeinde hinaus finden.